Es gibt Wenige, die so offen und reflektiert über ihren Alltag als Influencerinnen sprechen wie Lina Mallon. Die aktuell in Hamburg lebende Autorin schreibt seit vier Jahren eine Dating-Kolumne und weiß, was es bedeutet, wenn Follower Anteil am Privatleben nehmen wollen. Ich habe mit ihr über die Grenze zwischen beruflich und privat gesprochen, und wie sie es trotz 40k+ schafft, heikle Themen zu besprechen ohne den eigenen Feed zur persönlichen Gossip-Plattform werden zu lassen. Denn ganz ehrlich: darauf hat nun wirklich keiner Lust.

Liebe Lina, du bist selbst erfolgreiche Influencerin und Autorin und seit acht Jahren im Business. Wie ist dein generelles Verhältnis zu Posts aus dem Kreisssaal?
Ich komme aus einer Kleinstadt, in der es völlig normal war und ist, dass der Fotograf der Lokalzeitung am Tag nach der Geburt auf die Station kommt und die Babys samt Eltern fotografiert, um sie abzudrucken. Die Babyrubrik gibt es in unserer Tageszeitung, seit ich denken kann und wurde nie anders verstanden, als ein schöner Willkommensgruss.

Auch von mir wurde 1988 ein Foto gemacht, um es per Briefpost an Familie und Freunde zu versenden. Das ist nicht besonders eitel von meinen Eltern gewesen, sondern war eine völlig normale Begrüssung des Babys.

Wo ziehst du die Grenze zwischen beruflich-teilbaren und den tatsächlich privaten Momenten, die nur dir vorbehalten sind?
Es mag konstruiert klingen, aber ich glaube, dass von meinem tatsächlichen Privatleben weniger bekannt ist, als von einem beliebigen Instagramnutzer, der sonntags gern die Familienausflüge an den Scharmützelsee, das Mittagessen mit der neuen Kollegin, überhaupt die Lasagne vom Donnerstag oder die bildlichen Ergebnisse eines Grillfestes teilt, nicht einmal gross mit Ästhetikempfinden, sondern einfach nur mit dem Daumen auf dem Auslöser. Ein klarer Fall von «Teilen, um zu teilen» und nicht «Teilen, um zu erzählen».

Wo liegt der Unterschied zwischen den Fotos, die du teilst und jenen, die du nicht teilst? Gerade als Dating-Kolumnistin stelle ich mir das schwer vor.
Ich selbst unterscheide stark zwischen dem Content, den ich teile – und dem Privatleben, das ich führe. Ich schreibe seit vier Jahren eine Datingkolumne. Ich date seit vier Jahren Partner, verliebe mich, trenne mich. Gesehen hat dennoch noch nie ein Follower auch nur einen der Männer, die ich kennenlerne.

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