Wenn du das hier liest, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass du auch schreibst. Oder zumindest irgendwann geschrieben hast. Vielleicht folgst du mir, weil du mich gerne liest, vielleicht bist du aber auch hier, weil dich etwas an meinem Leben an das erinnert, was dir verloren ging.

Die Leidenschaft, dich hinzusetzen und deine unausgesprochenen Gedanken durch deine Finger in ein leeres Word-Dokument fließen zu lassen. Die Energie zu fühlen, die dadurch freigesetzt wird. Die Befriedigung nach drei Stunden ungeteilter Aufmerksamkeit zwischen dir und deinem Computer.

Und wenn du gerade denkst, ach, was redet die denn, sie hat ja gar keine Ahnung, warum ich gerade nicht schreibe, dann lass dir sagen: Ich habe all das bereits hinter mir.

Das Nicht-Schreiben, die Pause, die Blockade. Ja, auch das Aufgeben. Als ich Ende 2019 entschloss, Jura im Master zu studieren, dann war das nicht nur eine radikale und vielleicht ein wenig trotzige Abkehr von der Medien- und Verlagswelt, sondern auch eine Abkehr vom Schreiben.

Ich wollte einfach nicht mehr.

Ich wollte das, was ich am besten konnte, nicht gegen Geld an andere verkaufen – und ich wollte auch kein Produkt irgendeines ekeligen Konzernes weiterentwickeln, indem ich Ideen für ein In-House-Magazin pitchte. Keiner wollte mein drittes Buch. Und damit war das Schreiben für mich erstmal: gestorben. Ich dachte, ich wäre over it. Dass Schreiben eben auch nicht die Welt verändert, dass andere wohl besser schreiben, wichtigere Dinge zu sagen haben, mehr können und mehr geben.

Und ich wusste erst, dass ich mir damit das Fundament meiner Kreativität genommen hatte, als ich im Sommer 2021 – ungefähr nach der Hälfte meines nervenaufreibenden Jura-Studiums – The Artist‘s Way las und dabei zu weinen begann. Ich weinte in einem kalten, ungemütlichen Wohnzimmer in Mecklenburg-Vorpommern und wusste: Ich habe einen Fehler gemacht, vielleicht den größten meines Lebens. Ich habe mein Schreiben von äußeren Umständen abhängig gemacht. Ich habe es mir nehmen lassen.

* * *

Also musste ich wieder zum Schreiben zurückkehren. Nicht sofort, nicht jetzt, nicht unmittelbar – langsam. Ich setzte mich nicht unter Druck, ich schrieb einfach. Und ich schrieb, und schrieb, und schrieb. Ich schrieb mit dem MacBook auf meinen Knien in Italien beim Campingurlaub, ich schrieb in der ungemütlichen Monatsunterkunft in Meck-Pomm und ich schrieb in meiner Wohnung in Wien bei 38 Grad Außentemperatur.

All das, was ihr jetzt „wieder“ auf groschenphilosophin.at und dem Insta-Account und 2024 in Buch #3 (oder eher: #4) lesen werdet, ist das Ergebnis meines Weitermachens.

+ posts