Bibione galt früher als langweiliges Urlaubsziel für Rentner, dem jegliche Authentizität fehlt. Touristen, die sich auf dicht aneinander gestellten Liegen stapeln – wer soll das länger als 24 Stunden aushalten?

Vierzehn Jahre nach meinem letzten Besuch finde ich zu meiner Überraschung großen Gefallen an den begrenzten Möglichkeiten dieser Destination. Bibione ist wie das längst überflüssige Gegenmittel zu all den BBLs, XXL-Lippen und hochgezogenen Bikini-Höschen, die uns diesen Sommer auf Social Media präsentiert wurden. Hier muss niemand “schön” sein. Und auch nach drei Tagen Strand habe ich keine einzige Gruppe Fitness-Vloggerinnen Yoga machen sehen.

Ein Urlaubstagebuch.

Um fünf Uhr morgens läutet mein Wecker. So wie damals, als ich 13 war und noch mit meinen Eltern auf Urlaub fuhr. Schon am Vortag erinnerte mich meine Mutter mehrmals daran, zu packen und meinen Bikini nicht zu vergessen. So, als ob ich die letzten Jahre nicht alleine überlebensfähig gewesen wäre.

Heute fahren wir nach Bibione. Ich bin wie immer früher fertig als mein Vater (some things never change), und lege mich noch für eine viertel Stunde mit dem Hund in mein altes Kinderbett. Ziehe die Schlafbrille über, bis ich wirklich raus muss.

Die Rückbank teile ich mir mit meinem Hund, der trotz seiner Größe mit Hundebox mehr Platz einnimmt, als ich. Ich stecke mir Oropax in den Gehörgang, und hoffe, dass ich noch ein paar Stunden ans Fenster angelehnt schlafen kann.

Egal, wie alt du bist, bei den Eltern sitzt du hinten.

Meine Mutter macht das Radio an (O-Ton: „Sonst schläft der Papa ein“) und sofort erreicht der dumpfe Schall eines mir unbekannten Radiohits mein…

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