Die #StayTheFuckHome-Schreie meiner Mitmenschen perlen an mir ab wie Milch im Teflontopf. Wo, denke ich mir, soll ich auch sonst bleiben? Ich arbeite wie die anderen 4,8 % der Erwerbstätigen in Deutschland ohne feste Mitarbeiter*innen seit fast drei Jahren aus Gründen von zuhause aus. So habe ich beispielsweise während Abgabephasen schon einige  Wochen verlebt, in denen ich mit keinem Menschen gesprochen habe. Also, in diesem Real-Life.

Über das Zusammenspiel von beruflicher Einsamkeit, privater Depression und Dauer-Isolation als „Lifestyle“.

Dass sich an meinem Leben trotz Corona bis auf die fehlenden Restaurant- und Fitnesscenterbesuche absolut nichts ändert, hat mich dann intellektuell doch kurz überrumpelt. Schließlich wird meine selbstgewählte Quarantäne in den Medien als ansonsten vermeidenswerte Isolation betrachtet. Und auch manche Freundin meldet sich plötzlich verzweifelt per WhatsApp an mich, um mir zu erzählen, dass dieses „Zuhause“ sein ja „auf Dauer nichts für sie sei“.

Einen ganzen Tag war besagte Freundin zu diesem Zeitpunkt schon zuhause. Ob sie im Büro manchmal an mich denkt, wie ich meine Tage verbringe? Ist ihr bewusst, dass ich meist direkt nach dem Aufstehen ins Wohnzimmer gehe, um mich an den Schreibtisch zu setzen – ohne vorher einen Fahrweg auf mich zu nehmen. Ohne in ein Meeting zu müssen. Ohne Kolleg*innen auf dem Gang zu treffen. Was derzeit von vielen als absolutes Privileg abgestempelt wird, hat auch seine nicht zu unterschätzenden Negativa. Allen voran: Auswirkungen auf die Psyche, das Gefühl der Nicht-Zugehö…

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