Ich bin schon gespannt, wie dir das Buch gefallen wird“, sagte Sophie mit einem Schmunzeln auf den Lippen, als sie mir „Die Hochhausspringern“ von Julia von Lucadou (Hanser Berlin) vor meinem Urlaub in die Hand drückte.

Ich weiß nie, was sie mit diesem Gesichtsausdruck meint. Er könnte alles bedeuten, von „Der Stil wird dich begeistern!“ bis „Halt dich fest, die Hauptprotagonistin verliebt sich in einen billigen Justin-Trudeaux-Verschnitt und lässt ihn kostenlos bei sich wohnen“.

Tatsächlich verrät ein Blick auf die Rückseite, dass ich es zumindest nicht mit einem Liebesroman zu tun habe. „Die Hochhausspringerin“ handelt von zwei jungen Frauen in unterschiedlichen Lebenskrisen. Oder wie es auf dem Einband steht:

Riva, ein gläserner Star mit Millionen Fans, der ausbrechen will, aus der totalen Transparenz, aus ihrem perfekten Leben. Und Hitomi, die sie zurück in den goldenen Käfig locken soll. Scheitert sie, droht ihr das Undenkbare: die Ausweisung in die Peripherien, wo die Menschen bei ihren Biofamilien leben, sich selbst überlassen, unvollkommen.

Thematisch also durchaus (m)ein Terrain. Innovative Systemkritik meets Sci-Fi-Dystopie. Und doch wusste ich bereits nach den ersten +-30 Seiten, dass dieses Buch leider so gar nichts für mich ist.

Obwohl Von Lucadou eine spannende Grundidee hatte, scheiterte sie meiner Meinung nach an einer Basiszutat: Glaubwürdigkeit.

Warum? Eine Analyse in fünf Akten.

1. Die Sportart „Hochhausspringen“ oder was dabei raus kommt, wenn die Autorin keine Ahnung von Leistungssport hat

Gleich zu Beginn erfährt die Leserin, dass Riva eine berühmte Leistungssportlerin „aus den Peripherien“ (AKA Ghetto – auch schon wieder problematic itself, aber hey) ist. Sie betreibt Hochhausspringen, das man sich wie Turmspringen von Wolkenkratzern vorstellen kann. Dabei trägt man einen Flysuit™, der vor dem Aufprall schützt.

Wie genau die „magische Technik“ des Flysuits™ funktioniert, die scheinbar Jahrtausende alte physikalische Gesetze aushebelt, wird nicht erklärt.

Was kann der FlySuit™ wirklich, außer sich wie eine zweite Haut eng an den Körper zu schmiegen? Wie schießt er die Springerin wieder nach oben? Und wo zur Hölle landet sie dann? Fängt sie jemand auf? Wird sie durch ein Fenster ins Innere gehoben?

Warum setzt „die Technik“ manchmal aus, sodass junge Sportler*innen beim Aufprall sterben? Ich verstehe die Metapher, dass das Leben schnell vor…