“Hätte ich ihn nicht kennengelernt, … puh. Was ich da alles hätte erschaffen können”, sagt mir eine Bekannte bei einem weißen Spritzer and I can relate, and not relate at the same time. Künstlerische Leerläufe – verursacht durch Penisse – gibt es bei mir nicht.

Ich bin stolz darauf, dass es noch kein Mann geschafft hat, mich vom Schreiben abzuhalten. Ja, klar, vielleicht für einen Monat, in der Honeymoon-Phase. Aber ich wusste im Grunde immer: Wenn ich nicht bei meiner artistic practice bleibe, wenn ich aussetze, wenn ich ein ganzes Jahr nichts tue, dann komme ich sehr wahrscheinlich nicht mehr rein.

Oder, noch schlimmer: Falls die Beziehung endet, werde ich mich selbst dafür hassen, mein Schreiben, meine Selbstreflektion, mein Buch, mein Business für einen Mann vernachlässigt zu haben. Mit Nichts dazustehen. In romantischer, kultureller und manchmal sogar finanzieller Hinsicht.

Ich weiß, es ist schwer. Dating und Beziehungen erfordern manchmal gefühlt unsere gesamte Aufmerksamkeit. Das kann ganz schön belastend sein. Folgende Gedanken und Handlungen haben mir dabei geholfen, bei meiner Praxis zu bleiben und trotz Dating/Beziehung/Situationship nicht monate- oder gar jahrelang abzuschweifen.

  1. Die 1-Monats-Regel

Wenn ich mich verliebe, schenke ich dem Ganzen einen Monat meine vollste Aufmerksamkeit und schaue, wie das Pflänzchen gedeiht. Ich bin kein Roboter, klar möchte auch ich die langen Nächte, durchgeknutschten Abende und neben der Person ausschlafen, die ich für einen moment in time für meinen Seelenverwandten halte. Aber, aber, aber: Nach einem, spätestens anderthalb Monaten muss wieder Routine (in den Alltag) reinkommen.

Das heißt: Aufstehen, Schwarztee trinken, an den Schreibtisch. Schreiben, schreiben, schreiben. Und genau hier kann es bereits zu ersten Problemen kommen, wenn Regel #2 nicht beachtet wird.

  1. Keine Loser

Loser sind cute und hot, aber auf Dauer oft arbeitslos und/oder elternfinanziert, was heißt, dass sie viel zu viel Zeit haben. Was bei der 1-Monats-Regel noch nicht negativ auffällt, und sich manchmal sogar ganz schön anfühlt (endlich so viel US-TIME!), fällt dir als Künstlerin schon relativ bald auf den Kopf.

Wenn du nicht aufpasst, ist er eifersüchtig auf deine Verträge, eifersüchtig auf deine Produktivität und versucht dich mit seinem Charme auch noch um 11 Uhr ins Bett zu locken, obwohl du längst an Kapitel 15 sitzen solltest. Get the point?

Damit die eigene Künstlerinnen-Karriere also nicht leidet, darfst du auf keinen Fall eine ernsthafte Beziehung mit einem Loser eingehen.

Denn er wird alles daran setzen, deine Kunst zu sabotieren, um dich einzunehmen und für sich zu haben. Schließlich braucht er irgendjemanden, mit dem er prokrastiniert.

Besser eignen sich tatsächlich Männer mit ganz normalen Vollzeit-Jobs. Die müssen aufstehen, haben ihren shit (hopefully!) together und verstehen es, wenn du Deadlines hast, die du nicht verschieben kannst. Weil sie: selbst welche einhalten müssen. Augenhöhe, und so.

  1. Keine verhinderten Künstler

Wo wir schon bei den Männern mit Jobs sind. Ich bin inzwischen der Meinung, dass es nur einen Künstler in einer Beziehung geben kann. Also, hauptberuflich. Klar bin ich gerne mit Männern, die mit mir zu Konzerten, Festivals, Events und Art Performances welcher Art auch immer gehen. Aber sie müssen das nicht hauptberuflich machen. Ich präferiere es sogar. Männer, die keine Kunst machen, interessieren sich tendenziell sogar mehr dafür, was du machst, weil sie es selbst: nicht machen.

Schreibende, malende oder bastelnde Männer hingegen haben ihre eigenen Schlafstörungen, Schreibblockaden (ächz); eigene Förderanträge, die anstehen und Probleme mit ihren Herausgebern, von denen man nicht hören möchte.

Im schlimmsten Fall sind sie verhinderte Künstler, die seit fünf Jahren nichts mehr kreiert haben und sich auf Lorbeeren ausruhen.

Außerdem, nicht zu unterschätzen: Die Konkurrenz in einer Beziehung! Ja, man würde denken, das gibt es nicht, aber der eitle Künstlermann weiß irgendwann natürlich genau, wie viel du verdienst (und er nicht) und wie viele Preise du bekommst (und er nicht). Du hast ausverkaufte Vorstellungen? Das freut den Vollzeit-Angestellten, der deine Erfolge mitfeiert. Der Künstler muss sich hinterher, im worst case, mit seinen über dich lästernden Freunden betrinken.

  1. Freiraum und Routinen

Okay, auch sehr wichtig: Freiräume beibehalten. Es gibt für mich persönlich nichts Schlimmeres, als einen Mann, der mir die ganze Zeit auf die Pelle rückt und mich nicht eine Woche alleine lassen kann. Eine Woche ist das Mindeste, was ich brauche, um über einen Plot, eine Podcast-Staffel oder ein Re-Branding nachzudenken.

Wenn ich das Gefühl habe, ständig telefonieren oder kommunizieren zu müssen, damit eine Verbindung nicht in die Brüche geht, werde ich unrund. Nervös. Und kann, richtig: nicht schreiben.

Ich brauche sehr viel mir entgegengebrachtes Vertrauen, damit ich in Ruhe Kunst und Texte produzieren kann. Das heißt, auch eine Beziehung, in der das möglich ist, ohne sofort Misstrauen zu entwickeln.

  1. Das Alles-oder-nichts Prinzip

Das Alles-oder-nichts-Prinzip verhindert in der sehr frühen Schwangerschaft, dass sich eine geschädigte Eizelle in der Gebärmutterschleimhaut einnistet. So ähnlich sehe ich das auch mit Beziehungen. Wenn ein Mann ein Problem damit hat, was ich schreibe, wie viel ich schreibe, wo ich publiziere und dass ich Buchautorin bin, wird er das in den ersten vier bis acht Wochen mitbekommen. Wenn es deshalb nicht klappt, weil ich feministische Takes ins Internet schreibe, dann ist es eben: nichts.

Wenn er nicht damit klarkommen sollte, dass ich meine Gedanken mit einer Followerschaft teile, ist das eine hard pill to swallow, ganz klar. Aber immer noch besser, als sich die kommenden Jahre verstellen und zurückhalten zu müssen. Ich kann ja nicht aufhören, meine Profession auszuüben. Was, Funfact, zwar noch nicht explizit, aber durchaus implizit von mir verlangt wurde.

Also: Augen auf bei Männern, die nicht nur der psychischen Gesundheit, sondern auch dem Künstlerinnen-Dasein schaden. Geht meistens Hand in Hand.

Es gibt tatsächlich Männer, die die eigene Realität als Autorin respektieren und keine Faxen machen, weil du gerade mit deiner Passion beschäftigt bist.

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