Erst noch auf Telegram gelästert, dass jetzt jEdEr irgendwas Wichtiges zum Thema ChatGPT zu sagen hätte und dann das. Aber hey, hey – bevor du jetzt vor lauter Jobloss-Panik gleich wieder wegklickst, sei dir eines gesagt: Ich habe mich absichtlich mit meiner „Meinung“ zu ChatGPT zurückgehalten, weil ich den anderen erstmal den Vortritt zur Blamage lassen wollte, bevor ich mich an meine eigene setze.

Denn, as arrogant as it sounds: ich hab keine Angst vor der KI, die meine Branche in den letzten Monaten so richtig durchgebumst hat. Ja, ich sag’s, wie es ist: Ich. Habe. Keine Angst. Vor. ChatGPT.

Der Grund ist ganz einfach: Ich bin eine Personal Brand. Meine Wenigkeit, Bianca Xenia Jankovska, hat seit 2014 mindestens ihr halbes Leben und das Leben ihres Hundes auf Instagram ausgeschlachtet, ihren Alltag mit dem Blog und dem Schreiben persönlicher Captions verbracht, damit sie später eben: nicht ersetzt werden kann. Ja, ich habe das vorhergesehen, ich wusste, dass mir die Maschinen irgendwann meinen Job im Journalismus wegnehmen würden, deshalb bin ich ihnen ja schon 2018 zuvorgekommen.

Naja, Spaß beiseite. Ich wusste natürlich nicht, wie genau ChatGPT Texte generieren würde, aber dass der 08/15 Journotext über irgendein Sportergebnis in Wittenau nicht für immer aus den Fingern von Thorsten und Hennings fließen würde, war doch irgendwie schon damals den letzten Deppen klar.

ChatGPT: Oder wait, etwa nicht?

Achso stimmt, damals war es ja noch total VERPÖHNTTTT als junge Frau aus der eigenen Perspektive zu schreiben. Auf die Gefahr hin, jetzt wie Oma vom Krieg zu erzählen, aber ich habe 2015 eine Masterarbeit über das weibliche Ich im deutschsprachigen Feuilleton geschrieben und dazu 12 Autorinnen über Hass im Netz interviewt.

Ja, damals musste man als schreibende Frau noch Angst haben, über sein Innenleben zu berichten, wenn 1 Karriere machen oder später in den Vorstand eines wichtigen Unternehmens wollte. Damals, ja damals habe auch ich noch Hassbotschaften an meine private Mailadresse von irgendwelchen gestörten Männern bekommen, die mich tot sehen wollten, weil ich über … fehlende Frauen in politisch relevanten Ämtern geschrieben habe oder so. Ich sage das so drastisch, weil es wirklich drastisch war.

Was das alles mit ChatGPT zu tun hat?

Was war nochmal das Thema. Achso, warum ich keine Angst vor ChatGPT habe. Das Ding ist: Man kann vielleicht in naher Zukunft Texte schreiben lassen, die „Personality“ haben – aber irgendjemandem muss diese Personality oder diese Meinung ja gehören. ChatGPT ist keine Personal Brand. Wenn es ethisch, emotional oder persönlich wird, dann hat ChatGPT ausgedient. Verloren. Versagt. Es braucht nämlich jemanden, der die Textebene präsentiert, der den Schuh anzieht, sich den Hut aufsetzt. Ihr wisst, was ich meine.

Ich werde gelesen. Nicht ChatGPT. ChatGPT hat keinen Namen, ChatGPT hat keine schlimmen, persönlichen Storys, die es ausschlachten kann und ChatGPT weiß nicht, was es bedeutet, als Frau oder Migra oder Vertriebene in dieser Welt zu leben. Ich folge Persönlichkeiten, die eine starke, politische Haltung haben. Die versuchen, mit ihren Worten und Handlungen eine Gesellschaft zu verändern und zu prägen. Ich schaue mir gerne Fotos von diesen Menschen an und ich möchte diese Menschen auf Bühnen sitzen sehen.

Wer sollte sich Personal Essays einer KI durchlesen? Ja, vielleicht wird ChatGPT gute Romane schreiben können, aber interessieren mich Romane ohne die Autorinnen? Man stelle sich vor, wie ChatGPT auf der Bühne sitzt und interviewt wird. Wo ist der Körper? Wie klingen Antworten auf persönliche Fragen, wenn der Interviewte keine Biografie hat?

Bevor jetzt irgendwer kommt und sagt: „Ja, aber du könntest ja eine Autorin von einer KI zeichnen lassen und dann mit dieser Fake-KI-Autorin auf Instagram/TikTok/Twitter aktiv sein und ihre Romane, die du via ChatGPT erstellst, werden Bestseller. Und was sagst du dann?“

Ich sage, dass das zwar theoretisch möglich ist, aber dass es die Masse an Menschen trotzdem nicht berühren wird. Deshalb habe ich keine Angst vor ChatGPT.

So, und jetzt habe ich ihn auch geschrieben. Den ersten Text über ChatGPT, für den ich mich später schämen werden.

Bon Blamage!

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