Alleinewohnen existierte als Angst-Szenario in meinem Kopf, weil ich es mir nicht vorstellen konnte, dass es mir tatsächlich … gefällt. Weil Frauen in meinem Alter, die ohne Männer wohnen, gesellschaftlich immer noch als seltsam gelabelt werden, als karrieregeile Biester, als kompromisslose Egoistinnen.

Aber was, wenn es notwendig ist, egoistisch zu sein, um gesund zu bleiben? Vorhang auf für einen Reality-Check nach einem Jahr Wohnung ohne Mann.

Ich hatte ehrlich gesagt schon ein bisschen Angst, kurz, bevor er auszog. Angst davor, wie die Morgen werden würden, und noch schlimmer: die Nächte. Was wäre ich ohne die Person, die seit einigen Jahren einen festen Platz neben mir im Bett hat? Deren Körper ich nachts selbstverständlich betatsche, mich an sie schmiege, wenn ich Alpträume habe oder nicht schlafen kann.

Ja, was wäre ich dann? Wäre ich als Frau Anfang 30 einsam, so wie es mir Filme und Serien einreden? Würde ich mich verlassen fühlen, jetzt, wo abgesehen von mir niemand mehr in der Wohnung ein- und ausgeht?

Reality-Check

Ein knappes Jahr Alleinewohnen später und ich muss feststellen: Ich wäre in erster Linie frei. Frei von Kackgeräuschen bei offener Tür am Morgen, frei von ekelhaften Sportklamotten, die in der ganzen Wohnung verteilt herumliegen (Klischee olé).

Ich wäre frei von der vorwurfsvollen Grummelei um 8:45, wenn ich aufstehen und arbeiten muss, der Mann aber noch gerne länger liegen bleiben …

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