Gestern habe ich meinen ganzen Mut zusammengenommen und eine Autorin auf Substack gefragt, ob sie mir den Kontakt zu ihrem Werbe-Partner geben würde. Der Werbe-Partner sponsert gerade eine ihrer Kolumnen und würde perfekt zu meiner Brand fuckgirl passen.

Als Antwort bekam ich folgende Nachricht:

Beim ersten Lesen fühlte sie sich wie ein leichter Schlag in die Magengrube an. Natürlich wurde ich rejected! Wie konnte ich auch so dumm sein, zu glauben, dass mir eine fremde Frau im Internet ihren Werbepartner-Kontakt geben würde. Haha! So weit sind wir im Feminismus noch nicht gekommen, dass wir uns gegenseitig sowas Wichtiges wie E-Mail-Adressen zuschieben würden.

Ich wurde kurz wütend.

Und erinnerte mich wieder: Nicht alle Frauen sind Feministinnen. Im Gegenteil. Ich habe vor fünf Jahren ein Zine mit dem Titel „Dear Girlboss, we are done“ herausgegeben, weil mir genau dieses Verhalten in der Medienbranche immer wieder negativ auffiel.

Dass es zwar Frauen gab, die sich nach außen hin als wahnsinnig supportive und feministisch labelten, aber dann – wenn es darauf ankam – nichts tun würden, um einer anderen Frau hochzuhelfen.

Ich versuchte es, mich in die Autorin hineinzuversetzen. Würde ich die Mailadresse meines Werbepartners einfach so weitergeben? Immerhin kannte sie meinen substack nicht. Sie hätte sich erst einlesen müssen, das würde Zeit kosten. Und was, wenn ich ihren Namen in meiner Mail als Referenz erwähnen würde? Was, wenn mein potenziell „schlechter“ Substack auf sie abfärben würde?

Ich verwarf den Gedanken relativ schnell wieder, denn die Wahrheit war: Im schlimmsten Fall würde ich einfach keine Antwort auf meine Mail bekommen. That’s it. Kein Werbedeal platzt, weil du einer anderen Autorin mit einer Mail-Adresse ausgeholfen hast.

Der große Unterschied liegt einfach in der Arbeit, die ich jetzt leisten muss, um diese Mail-Adresse herauszufinden. Da ich weiß, wer der Sponsor ist, kann es sich nur um Stunden handeln, um den Manager of Communications oder Marketing ausfindig zu machen.

Also hat diese Frau mit ihrer Absage vor allem eines getan: mir Steine in den Weg gelegt. Mir zu keiner Abkürzung verholfen. Vielleicht hat sie auch „Nein“ gesagt, weil sie ihren Platz an der Sonne mit 13k Followern nicht mit mir (3k) teilen möchte.

Ich schaffte es also sehr wohl, mich in diese Autorin hineinzuversetzen – entschied mich aber bewusst anders, als sie.

Ich würde, wenn mich jemand fragen würde, diese corporate Mail-Adresse mit einer Verbündeten teilen.

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