Mann sagt, ich muss auch mal an mich selbst denken, aber das tue ich.

I’m every woman.
I’m every crazy ex-girlfriend.”

Mein Buch FUCKGIRL kommt, und zwar im März 2026, und wird die Literaturbranche bestimmt ordentlich – naja, wie soll ich sagen – durchnudeln.

Bestelle am besten gleich vor – auf Autorenwelt (gut für mich weil $), bei Haymon (gut für meinen Verlag) oder Amazon (gut fürs Ranking). Jedes Buch zählt.

Ich habe meinen Roman für Lily Allen geschrieben, für Betty Broderick, für meine Großmutter. Actually, beide. Ich habe Fuckgirl für jede Frau geschrieben, die schon einmal von einem Mann als verrückt bezeichnet wurde. Für jede Frau, die sich ihm zuliebe auf Non-Monogamy eingelassen hat. Für jede Frau, die sich geschämt hat, nicht besser „gewählt“ oder hingesehen zu haben; jede Baby-Mama, die Postpartum von ihrem Typ für eine andere verlassen wurde; für die „Andere Frau“, die nach ein paar Treffen das leise Gefühl bekam, dass der Typ eigentlich gar nicht single ist.

Für jede Frau, die keine Rache ausüben konnte, obwohl sie das gerne getan hätte; für jede Frau, die sich keine Anwältin leisten kann; jede Frau, die sich fragt, was sie falsch gemacht hat und die Schuld für patriarchales Systemversagen bei sich selbst sucht, weil es ihr so beigebracht wurde.

FUCKGIRL ist das Gegenteil eines Romans, in dem die betrogene Ehefrau den ganzen Plot lang versucht, sich in Indien selbst zu finden. Fuckgirl: schlägt zurück, manipuliert, verarscht – ja, sie verhält sich so, wie es von Frauen im Patriarchat garantiert nicht gewollt ist. Sie versucht nicht, Frieden herzustellen, sondern Traumata auf ihre ganz eigene Weise zu heilen.

„Ich stellte mir vor, wie meine tote Großmutter mir zulächelte, wenn ich auf seinen Eiern kniete, wenn ich ihn als Simp, als Trottel, als Incel, als Cumslut beschimpfte, so, als ob ich mich transgenerational an ihm für alles rächen könnte, was ihr zugestoßen war. Wenn Schmerzen über Generationen hinweg weitergetragen werden, sagte ich mir, dann können sie auch posthum wieder rückgängig gemacht werden.“

Ein Roman über Female Revenge, feministische Utopien, BDSM und Performative Males; über Solidarität und Oralsex. Und das, was nach der sexuellen Selbstbestimmung wirklich auf uns zukommt.

So, das war erstmal das Wichtigste.

Wer jetzt noch weiterlesen möchte: hallo, herzlich willkommen! Ich habe mir nämlich schon ein paar Interview-Fragen überlegt, die ich mir zur Release stellen würde – wäre ich noch Journalistin. 

BJ: Frau Jankovska, wie kam es, dass sie von Non-Fiction zu Fiction gewechselt sind?

BJ: Ganz ehrlich? Zufällig. Wie die meisten meiner langjährigen Leserinnen wissen, schreibe ich ins Internet, seit ich 13 bin. Damals hatten wir die mittleren 00er-Jahre, und das Internet war billiges Bauland, das ich mit schlechtem HTML und Tagebucheinträgen bepflanzte. Ich habe also schon sehr früh mit „Non-Fiction“ begonnen, falls man Tagebucheinträge auf beepworld dazuzählt.

Schreiben war immer schon meine Art, mich selbst und meine Umwelt besser verstehen zu lernen. So bin ich auch nach dem Publizistik-Studium über Umwege in den Journalismus gelangt, musste aber nach nur drei Monaten in Festanstellung feststellen, dass mir die ständige Content-Produktion und das Dauer-Onlinesein mental überhaupt nicht gut tun. Aus heutiger Sicht würde ich sagen: Ich war eine Schriftstellerin in der falschen Branche. Ich wollte schon damals überhaupt nichts mit News zu tun haben.

Trotzdem bin ich nach meinem Exit 2018 erstmal genretechnisch bei Non-Fiction geblieben, und habe mich fortan Essays gewidmet. Ich nahm persönliche Erlebnisse als Ausgangspunkt und übertrug sie auf eine Meta-Ebene, um komplexe politische Zusammenhänge mithilfe von Studien besser erklären zu können.

Non-Fiction war für mich mit der Sehnsucht verbunden, verstanden zu werden. Die Welt besser, greifbarer zu machen. Nachdem ich mit 31 Jahren mein Anti-Work-Standardwerk „Potenziell furchtbare Tage“ (Haymon Verlag) fertiggestellt hatte, wusste ich instinktiv, dass ich nach 18 Jahren Non-Fiction erstmal fertig mit diesem Genre war.

Ich wollte niemandem mehr etwas „erklären“.
Ich hatte das Gefühl, dass Erklären immer auch ein Rechtfertigen war. Ein permanentes In-Worte-Fassen von Dingen, die ich längst verstanden hatte, aber die Welt scheinbar nicht. Dieses ständige Übersetzen zwischen Gefühl und Theorie hat mich irgendwann ausgelaugt. Ich wollte nicht mehr die Vermittlerin sein, die Brücke. Ich wollte einfach nur schreiben, ohne dafür einen gesellschaftlichen Mehrwert ausweisen zu müssen.

BJ: Warum das? Wenn ich Sie richtig verstehe, war Non-Fiction das Genre, mit dem sie aufgewachsen sind, das sie geprägt hat wie kein anderes.

BJ: Es reizte mich schriftstellerisch schlichtweg nicht mehr. Ich hatte mich fast zwanzig Jahre in diesem Internet mitgeteilt, und das reichte mir. Irgendwann hat man als Autorin fast jeden Take gebracht oder bei jemand anderem in ähnlicher Sprache gesehen.

Gleichzeitig fing ich an, mich vom Internet und seinen Trends abzuwenden. Es interessierte mich einfach nicht mehr, was gerade auf TikTok viral ging, oder was „In“ war. Stichwort: Skinny-Tok, Clean-Girl, Dating-Trends, all that jazz. Außerdem hatte ich seit der Pandemie immer weniger das Gefühl, dass journalistische Arbeit zu mehr Demokratie und weniger Menschenfeindlichkeit beiträgt.

Ich wollte mich von der trockenen Erklärbär-Realpolitik abwenden, und etwas Größeres erschaffen, das für sich stand. Eine eigene Welt kreieren, sozusagen. Ein Gesamtkunstwerk, keine einzelnen Essays oder Newsletter.

Mich zog etwas ganz anderes an: das Atmosphärische, das Irrationale, das Unbegriffene. Die Möglichkeit, Gefühle in Form zu bringen, ohne sie mit Fußnoten oder Belegen abzusichern. Fiktion erlaubt es mir, in einer Sprache zu arbeiten, die nicht argumentieren will.

Es war unfassbar herausfordernd, und gleichzeitig sehr befriedigend, nun eine Protagonistin zu haben, die meine Gedanken in ihrer Sprache wiedergeben konnte. Dass ich nicht mehr nur mich selbst als Sprachrohr benutzte.

BJ: Aber ist Fiktion nicht auch politisch?

BJ: Natürlich kann auch Fiction wahnsinnig politisch sein, die politische Vermittlung funktioniert aber auf einem ganz anderen Weg, als in der Non-Fiction. Sie ist kreativer, künstlerischer; weniger auf konkrete Zahlen und Fakten gestützt. Wenn ich mit meiner Fiktion überzeuge, dann bestimmt nicht, weil ich irgendwem die Vorteile des Feminismus erklärt habe.

BJ: Sie sagen, Sie hätten es gewissermaßen satt, sich selbst als Sprachrohr zu benutzen. Ermöglicht Ihnen die Fiktion, als Autorin privat zu bleiben?

BJ: In gewisser Weise schon, ja. Natürlich weiß jeder, der mich seit Längerem liest, wo ich politisch stehe und wie es dazu gekommen ist. Und doch gibt mir die Fiktion eine große Freiheit, meine Gedanken nicht länger über mich selbst als Instagram-Nutzerin oder Online-Persona zu verbreiten.

Es ist gruselig, Non-Fiction zu schreiben, weil die Menschen eben genau wissen: Das ist nicht Fiktion, haha, das ist ihr ECHTES LEBEN! Und ich möchte mein echtes Leben, meine Erfahrungen, schöne wie schlechte, nicht mehr auf diese Weise mit einer potenziell unbegrenzten Öffentlichkeit teilen. Oder, um es in den Worten dieser Substack-Autorin zu sagen:

„The people I’ve either dated, fucked, or only saw once, still feel forever tethered to a version of me that doesn’t even exist anymore. I’ve had men who never took me seriously, still try to follow me, still lurk, still try to keep some imaginary thread between us.“

Es ist gruselig, als Non-Fiction-Autorin da draußen. Menschen glauben, dich zu kennen, wenn du Memoirs und erzählende Sachbücher schreibst. Dabei ist natürlich auch das kuratiert, editiert und verfremdet, sodass nicht jede Person aus deinem Umfeld erkannt werden kann. Da spielen natürlich auch persönlichkeitsrechtliche Fragen eine Rolle.

Ich möchte nicht über das Sexleben mit meinem Partner schreiben. Ich möchte nicht, dass irgendwer wissen könnte, auf was er oder ich wirklich stehen. Ich möchte nicht mehr Details über meine Kindheit und Jugend preisgeben, als ich das bereits in „Potenziell furchtbare Tage“ habe. Ich wusste schon beim Schreiben: Das ist etwas Einmaliges, ich mache das hier, um einen Case zu bilden, aber ich weigere mich, meinen höchstpersönlichen Erfahrungsschatz in Zukunft derart auszubeuten.

BJ: Spannend! Wie sind Sie bei der Schaffung der Protagonistin Fuckgirl vorgegangen, wer hat sie inspiriert?

BJ: Fuckgirl wurde von all den Protagonistinnen inspiriert, die ich nicht als Protagonistin schreiben wollte. Ich wollte keine Stalkerin, die mehr am Leben ihrer „Konkurrentin“ interessiert ist, als an ihrem eigenen. Das sind für mich anti-feministische Narrative, die mit einer halbwegs interessanten Story-Line trotzdem irgendwie unter dem Label „Feminismus“ laufen. Das verstehe ich ehrlich gesagt nicht ganz.

Erst letztens habe ich die 12. Staffel von American Horror Stories geschaut, in der die Hauptdarstellerin eine angepasste, brave Schauspielerin ist, die nicht besonders gut für sich selbst einstehen kann. Es macht mich regelrecht wütend, solche Charaktere on screen zu sehen. Ja, vielleicht entspricht das noch einer Wirklichkeit, in der viele Frauen devot, anpassungsfähig und brav sind – aber es ist nicht die Wirklichkeit, in der ich leben und arbeiten möchte.

Ich wollte eine Protagonistin mit anderen Charaktereigenschaften. Eine Protagonistin, die herausfordert – sich selbst, aber auch das Publikum. Sie sollte selbstbewusst, ein bisschen egoistisch und direkt sein. Sie sollte sich das nehmen, was so vielen Frauen im Patriarchat eigentlich zusteht, aber viel zu oft verwehrt wird. Würde. Respekt. Ehrlichkeit. Wertschätzung.

BJ: Wie sind Sie auf dieses wunderbare Cover gekommen? Ich habe gelesen, dass es von der US-amerikanischen, renommierten Fotografin Jo Ann Callis in den 1970ern geschossen wurde.

BJ: Ich habe das Foto komplett random auf substack gesehen und es sofort abgespeichert. Da wusste ich: Ich möchte dieses Foto als Cover. Denn es zeigt imho sehr gut, wie Frauen zwar erst auf einen Podest gestellt werden, aber dann ganz schnell wieder von diesem heruntergestoßen werden; gerne auch von dem Mann, der sie zuvor darauf platzierte. Von dem Mann, der sie erst idealisierte – aber dann nicht mit ihr als „echtem“ Menschen mit Bedürfnissen und Ambitionen klarkam.

Ich habe die Galerie in LA kontaktiert und zu meinem Glück wollte die Fotografin kooperieren. Auch so können Generationen zusammenkommen. Jo Ann ist einfach 85, übrigens genauso alt, wie meine slowakische Großmutter. Ich liebe ältere Künstlerinnen, weil ich so viel von ihnen lernen kann. Sie sind so klug, reflektiert und haben in der Regel überhaupt kein Interesse mehr an irgendeinem Mann, haha.

BJ: Wenn Sie in sich gehen, was schwebt Ihnen künstlerisch für die nächsten Jahre vor?

BJ: Ich werde auf jeden Fall einen zweiten Roman schreiben, damit bin ich wohl bis Anfang 2028 gut eingedeckt. Auch die Geschichte dafür liegt bereits in meinem Innersten bereit. Ich muss sie nur noch bei Zeiten anfassen.

Was mich momentan fasziniert, ist die Bühne. Seit ich das Genre gewechselt habe, stelle ich mir immer wieder vor, wie die Szenen in einem Theater oder Film wirken könnten. Mit Fiktion eröffnet sich einem eine ganze andere Möglichkeit, sein Schaffen gemeinsam mit anderen zu erörtern und zu inszenieren.

FUCKGIRL, Haymon Verlag, ca. 253 Seiten

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