Buch des Monats: Trost von Madeleine Hofmann

Ich weiß noch genau, wie ich in der Buchhandlung am Moritzplatz stand und mir genau 1 Buch für Schweden kaufen wollte. Eines. Ich ging die gerade erschienenen Topseller-Romane durch, aber die Stories sprachen mich nicht an. Es wirkte an diesem Tag alles so … konstruiert, so trendy, so instagram auf mich. Da wusste ich, es war mal wieder Zeit für Non-Fiction! Und dann schlug ich ein paar Regale weiter zufällig TROST (Kein&Aber Verlag) auf.
Früher habe ich immer gesagt, ich gebe ein Buch nach 70 Seiten auf – inzwischen liegt diese Zahl bei 10. Ich muss also gleich, auf den ersten Seiten, überzeugt werden – und Madeleine hat das mit ihrer Tonalität und literarischen Schreibe von der ersten Seite an geschafft.
Um was es geht? Etwas, das wir alle brauchen: Trost. Nur, warum tun sich viele so schwer damit, diesen zu spenden? Nach einer traumatischen Krebsdiagnose mit Anfang 30 erfährt Madeleine nicht nur Unterstützung, sondern merkt auch, wie sich Freunde zurückziehen, sich gar nicht, oder mit den falschen Worten melden. Eine schreibt gar: „Du hast auch immer so viel Stress.“
Madeleines persönliche Geschichte zeigt, woran es unserer Gesellschaft fehlt. Im Zwischenmenschlichen zuhause, im öffentlichen Raum, im Krankenhaus. Seite für Seite arbeitet sich die Autorin durch eine Reihe von Maßnahmen und Themengebieten, die potenziell Trost spenden können (Essen, Musik, Kunst, Philosophie) und schreckt nicht davor zurück, ihre Rückschläge Satz für Satz zu sezieren und für die Leserinnen in einen größeren Kontext zu betten. Mit dabei: Anekdoten über Nick Cave, Albert Camus, Harry Potter und Florence Welch.
Beim Lesen des Buchs ist man ihr ganz nah, möchte sich nach jedem Kapitel mit ihr gemeinsam in eine Bar setzen und „Ja, so ging es mir nach XYZ auch!“ rufen.
Obwohl natürlich kein Leid so ist, wie das andere, haben die meisten Menschen ab einem gewissen Alter bereits zumindest einen Schicksalsschlag hinter sich, über den sie sich nicht öffentlich sprechen trauen. Und genau deshalb müssen wir lernen, wie es geht, Trost zu spenden, offen zu bleiben und vielleicht einmal mehr nachzufragen, als weniger.
TROST – ein wichtiges Buch, das sich einfach lesen lässt und den Kopf ordentlich zum Denken bringt.
„It’s always darkest before the dawn.“ <3
Florence Welch
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