Apple TV+ ist genau das Richtige für versnobte iPhone-User wie … mich (und zahlt nicht mal für diesen Beitrag)

Apple weiß schon, wie es seinen Kunden neue Dinge aufschwatzt. Obwohl ich mir geschworen hatte kein neues Streaming-Abo abzuschließen, habe ich vor Kurzem … ein neues Streaming-Abo abgeschlossen. Immerhin kostet es mich die ersten 12 Monate nichts, weil ich mir 2021 einen neuen Mac gekauft habe. Apple hat mir seine Serien also quasi als Goodie (Einstiegsdroge!) obendrauf geschenkt.
Apple liefert genau den Stuff, den „anspruchsvolle Konsumentinnen“ mit überteuerten Arbeitsgeräten erwarten. Alle Serien und Filme sind eigenproduziert.
Ich habe drei Serien random getestet. Jede einzelne hat mich überzeugt.
Bin ich vielleicht auch nur ein Produkt meiner Zeit?
Ach, egal. Hier geht’s zu den Reviews.
„Hör auf, du hässliche, fette Schlampe! Dreh um, dreh um, dreh um. Na gut, ein allerletztes Mal! Danach ist es vorbei. Für immer.“
Negative Self-Talk, anyone? Ich dachte schon ich bin die Einzige, die das immer noch macht – bis ich auf die very aesthetically-pleasing Serie „Physical“ aufmerksam wurde. Im Fokus steht die Mutter und Ehefrau Sheila, die mehr oder weniger glücklich mit einem … komischen Typ mit Backenbart verheiratet ist. Nachdem er seine Stelle an der Uni wegen unpassendem Verhalten verliert, möchte er Politiker werden und die Meere retten.
Obwohl der Typ mit Backenbart keine Ahnung von seinen Finanzen, keine Ahnung von Fundraising-Kampagnen und keine Ahnung von seinen tatsächlichen Wahlchancen hat, führt er sich auf wie der nächste Jesus.
© AppleTV+
Das? Ist ehrlich gesagt ziemlich unterhaltsam.
Zusammengehalten wird die ganze Shit-Show von seiner wunderbar-bulimischen Ehefrau Sheila, die zu seinem Glück nie das ausspricht, was sie denkt. Sie sagt überhaupt nie, was sie denkt – weder ihrem Ehemann, noch ihren nicht existenten Freundinnen. Und genau dieser darke Twist ins Innenleben der makellosen Hauptdarstellerin war das Erfrischende an der Serie.
Denn, jetzt mal unter uns: Jeder kennt doch diese Frau, die zu perfekt ist, um sich mit ihr anzufreunden. Jetzt können wir Normalos zum ersten Mal ihrem Inner-Self-Talk lauschen und dabei (fast) ein bisschen Mitleid bekommen.
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Zumindest so lange, bis wir wütend werden, weil Sheila sich gar nicht unbedingt von ihrem selbstgewählten Lifestyle verabschieden möchte.
Ich habe nie verstanden, warum Jennifer Aniston so gehyped wird – und ganz ehrlich, jetzt ist es auch zu spät, um noch Fan zu werden. Oder? Ich folge ihr nicht mal auf Instagram, so wenig interessiert mich Anistons gestelltes Privatleben mit gut gebotoxten Promi-Freundinnen aus den Neunzigern.
Nach sieben Folgen „The Morning Show“ (2019 but still fresh) muss ich dennoch gestehen: Aniston spielt ihre Rolle als busy New Yorker Moderatorin so gut, dass ich mich zwischenzeitlich sogar kurz kneifen musste, um zu realisieren: „Moment Stopp Mal! Jennifer Aniston ist IRL gar keine Journalistin?“
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Wie dem auch sei. In der AppleTV+ Serie spielt Aniston Alex Levy – eine narzisstische TV-Legende, die an der Seite von Mitch Kessler seit zwanzig Jahren (?) die erfolgreichste Familien-Morgensendung der USA moderiert. Doch plötzlich macht ihr #MeToo einen Strich durch die Rechnung – denn ihr Co-Moderator Mitch wird aufgrund von heftigen Vorwürfen über Nacht gefeuert und zum Predator des gesamten Unternehmens degradiert.
Die Geschäftsführer wittern schon ihre Chance, um im selben Atemzug auch die lästige „Diva“ Alex loszuwerden. Ziemlich gruselig die Gespräche mächtiger Männer über ihre Kolleginnen zu hören btw.
Doch so schnell gibt die knackige Mittfünfzigerin nicht auf – und holt sich lieber ihre größte Konkurrenz vor den Screen, als gegen ihren Willen abgesetzt zu werden.
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Reese Witherspoon spielt die aufmüpfige „2017er“-Feministin Bradley Jackson, die mit einem Rant gegen Kohlekraftwerke auf twitter viral ging – und so zum Gesprächsthema des Landes wurde. Von den Geschäftsführern verlacht, verschafft sie dem altbackenen Sender schließlich doch noch gute Quoten, in dem sie schamlos über ihre Abtreibung als Teenager berichtet und es so schafft, ganze Scharen von leftist Twitter-Wokesters auf die Straße zu bringen, um dort mit „I’m with Bradley“-T-Shirts rumzulaufen. Ziemlich accurate, wenn ihr mich fragt – und eine gelungene Abbildung des Internetzeitalters.
Während der verschmähte Mitch verzweifelt sein Image als verantwortungsvoller Mann geraderücken möchte („Wir waren doch immer eine Familie!“), laufen interne #MeToo-Verhöre im Sender. Und Bradley? Führt einfach mal das ehrlichste Opfer-Interview mit einer ehemaligen Angestellten, das der Sender je gesehen hat.
Herrliches Drama im hässlichsten Branchenkosmos überhaupt: Journalismus.
Brrr. Thank God I’m out.
Darum lieben Apple-Kunden diese Serie:
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„Wer kennt es nicht“ hätte ich fast geschrieben, bis mir dann wieder einfiel, dass das eine der miesesten Floskeln überhaupt für den Einstieg in einen Blogtext ist. Leider kenne ich den Zustand jedoch tatsächlich, den Mr. Corman in der gleichnamigen Serie erlebt. Er heißt: Stagnation. Ergo: kompletter Stillstand des Erwachsenenlebens.
Da passiert nichts mehr. Keine Ups, keine Downs. Kein Fortschritt.
Die Kreativität? Weg. Die langjährige Beziehung? Weg. Der Drive, morgens aufzustehen und voller Elan in einen weiteren Tag auf diesem Planeten zu starten? Weg.
© AppleTV+
Herrgottnochmal, Mr. Corman hat sogar schon aufgehört zu trinken und Sex zu haben. Ersteres freiwillig, letzteres unfreiwillig. Sein kleiner Freund möchte einfach keinen bedeutungslosen Sex mehr mit unfreundlichen Hundemamas haben, die ihn nach dem missglückten Koitus für seine Lehrtätigkeit verachten.
Darum lieben Apple-Kunden diese Serie:
Happy depressed Weltuntergangs-Streaming, meine Lieben!
Herbst is coming.
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