Wie feministisch ist Lina Mallons Ehe wirklich? – „Wie wir lieben, wenn wir uns trauen“ in der Review

Ehe und Feminismus – für viele klingt das immer noch wie ein Widerspruch in sich. Vielleicht zurecht. Spätestens seit Emilia Roigs Bestseller „Das Ende der Ehe“ diskutieren wir Feministinnen im Internet regelmäßig darüber, ob Heiraten überhaupt „okay“ ist – oder unter ganz bestimmten Umständen sogar als progressiv durchgeht.
Lina Mallon, 37, Kolumnistin und Autorin, hat es jedenfalls getan: Sie hat geheiratet. Und ein Buch darüber geschrieben, wie sich die Ehe reclaimen lässt. Es liest sich charmant, witzig und klug – nur … wirklich Neues über die Ehe habe ich dabei nicht gelernt.
Altbekanntes in hübscher Verpackung
Warum? Weil Mallon vieles wiederholt, was man schon kennt. Da gibt es:
Alles unterhaltsam, keine Frage – aber ehrlich gesagt hoffe ich, dass jede Frau über 30 inzwischen weiß, dass Männer, die dir ständig ins Wort fallen oder den Wasserverbrauch der Eigentumswohnung gegenrechnen, keine gute Idee sind. Die Anekdoten über Männer, die „just not that into you“ sind, hätten also ruhig halb so viele sein dürfen. Denn erst danach wird’s spannend – da, wo es um Themen geht, die für heiratswillige Feministinnen wirklich zählen:
Ich mochte die Offenheit, mit der Mallon ihr schwieriges Verhältnis zu Chris’ Stiefmutter beschreibt, und wie sie immer wieder betont, dass Ehe für sie bedeutet, eigene Regeln zu schreiben. Besonders spannend: Chris und Lina leben bewusst kinderfrei – ein Punkt, der das Buch für mich frisch und ehrlich macht. Schließlich wird „Familie“ auch 2025 noch oft automatisch als Mutter-Vater-Kind-Paket gedacht, egal wie feministisch man sich gibt. Mallons Haltung dazu hat mich abgeholt – und ein Stück weit bestärkt.
Wo ich allerdings stutzte, war das Kapitel Mankeeping. Mallon listet dort auf, was sie alles vor einer gemeinsamen Reise erledigt – vom Hotelaussuchen über die Flugbuchung bis hin zur Extra-Beinfreiheit für ihn. Auf seiner To-do-Liste steht: „Am Flughafen erscheinen.“
Spätestens da ging bei mir die feministische Augenbraue hoch. Denn ehrlich gesagt: Chris wirkt auf mich nach Mallons Schilderungen nicht besonders emanzipiert. Er soll im Streit behauptet haben, „Mansplaining sei eine Erfindung von Social Media, um den Konflikt zwischen den Geschlechtern zu schüren“ (S. 176), und schafft es offenbar nicht einmal, Treffen mit seiner eigenen Familie selbst zu organisieren. Mallon schreibt mehrfach, wie sie sich über spontane Absagen seiner (!) Familie ärgert – während er danebensteht und sie nicht emotional auffangen kann.
An vielen Stellen hatte ich das Gefühl, dass sich Mallon in ihrer Entscheidung für Chris selbst versichern wollte – dass es schon okay sei, wenn man oft streitet („Ich glaube fest daran, dass Paare, die offen miteinander streiten, eine so viel stärkere Beziehung führen als jene, …“). Oder dass es am Ende egal ist, wenn sein fehlender Intellekt damit kompensiert wird, dass er …
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