Alle sind ein bisschen älter geworden, Samantha fehlt, Miranda und Charlottes Kinder stecken mitten in der Pubertät und Carrie sitzt wie immer vor dem Fenster ihrer wunderschönen New Yorker Wohnung und tippt verschmitzt ihre Gedanken in ihren Laptop – das ist „And Just Like That“, der Versuch die beliebte Serie „Sex and the City“ der frühen 00er-Jahre in die Gegenwart zu schleudern.

Geglückt? Schwer zu sagen.

First of all: SatC war damals vielleicht progressiv, aber aus heutiger Sicht politisch völlig inkorrekt. Das da nachgebessert werden musste war klar. Und dass das awkward wird, war‘s eigentlich auch. Die Writer:innen der Serie versuchen in jedem Fall alles mitzunehmen und ich quäle mich durch so manchen cringe-woke-Moment. Und so werden neben Genderfluidität und Rassismus auch Themen wie Alkoholsucht, unerfüllter Kinderwunsch, Altern und Tod behandelt.

Oder besser gesagt angerissen. Denn wir befinden uns immer noch im SatC-Universum: Dort wo alle gut aussehen, sich mit welchem Geld auch immer unverschämt teure New Yorker Apartments leisten können und Gentrifizierung in jedem Fall KEIN Thema ist.

Ich merke, dass mich das nervt. Ernsthaft Carrie, dein Mann stirbt plötzlich an einem Herzinfarkt, du organisierst eine Trauerfeier / Fashionshow, trauerst ein wenig mit Freunden und Martinis, ziehst dann in ein neues Apartment und das war’s?

Oder Miranda, die sich anfangs gegen die Vorwürfe wehrt sie habe ein ungesundes Verhältnis zu Alkohol, es dann aber schnell einsieht und mir nichts dir nichts aufhört zu trinken. I don‘t know, ich halte Sucht für komplexer. Abgesehen von ein bisschen Lob und ein paar motivierenden Worten für Miranda wird das Ganze dann auch nicht mehr erwähnt.

Zum Thema Altern: Die Zukunft sieht scheinbar auch nicht so prickelnd aus. Die großen Fragen meines zukünftigen Lebens sind dann wohl Haare färben – ja, nein (LOL Kopftuchbonus) und wann ich was operieren lasse. In meiner Langzeitbeziehung habe ich die Wahl zwischen absolut sexfreier Interaktion, gemeinsamen Tennis– und random Blowjob-Sessions oder der/die Partner:in stirbt eben.

Aber was erwarte ich auch? Eine tiefgründige Drama-Serie?

And Just Like That ist genauso oberflächlich, wie SatC es auch war und Hand aufs Herz: Bei all dem Gemeckere lieb ich‘s doch auch.

Die Serie schafft es in jedem Fall das Look and Feel von SatC wiederauferstehen zu lassen. Nachdem ich die ersten cringe-Momente erfolgreich hinter mir gelassen habe, stellt sich ein wohliges Gefühl von Nachhausekommen ein. Und so sitze ich wie mein zwanzigjähriges Ich in Jogger und mit Eis vor dem Laptop und flüchte mich in Eskapismus.

Und nach zwei Jahren Pandemie war mein Bedürfnis mich in einer Welt zu verlieren, wo es keine Rolle spielt wie man seine Miete finanziert, vielleicht nie größer.

Was Bianca und ich sonst noch zur Wiederauflage von SatC zu sagen haben, könnt ihr übrigens jetzt auch auf YouTube sehen.

Nach langer Prokrastinier-Phase gibt es ab jetzt nämlich auch zu ausgewählten Episoden eine Videobegleitung. Ihr könnt uns beim Quatschen zuschauen und wir blenden euch Szenen, Tweets oder Infos, die wir besprechen nochmal ein.

Das zusätzliche Aufnehmen per Video war am Anfang ganz schön weird. Ich mag es eigentlich vor der Kamera zu stehen, aber ich mag es gar nicht mir selbst dabei zuzuschauen lol. Aber nach den ersten zehn Minuten hat es sich dann ziemlich natürlich angefühlt und ich freue mich, dass ich mich jetzt auch mal sehen könnt 😊

Schaltet ein – wir freuen uns auf euer Feedback!

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