„Du musst dir u-n-b-e-d-i-n-g-t ‚Away’ anschauen“, schreibe ich J. direkt von meiner Couch aus auf WhatsApp, während Hilary Swank gerade auf ihrer Mars-Mission als Commander Green durchstartet. „Ich habe endlich eine Space-Serie gefunden, die mir gefällt.“ Es ist eine Premiere.

Er antwortet nicht. Ich kenne ihn schon lange genug, um nicht zu viel hineinzuinterpretieren. Als wir uns das nächste Mal zwischen Tür und Angel treffen, komme ich wieder auf die Serie zu sprechen – und er verdreht nur die Augen.

„Come on, Bianca, die Serie dreht sich doch ausschließlich um oberflächliche Familienprobleme, persönliche Befindlichkeiten und die Unsicherheit im Weltall“, sagt er. „Mir wurde schon beim Trailer ganz schlecht.“

Autsch. Es kann einfach keine Serie geben, die im Weltraum spielt, und uns beiden gefällt. Aber was hatte ich von einem Nasa-Nerd wie J. auch erwartet? Das, was ihn an ‚Away’ abstieß, war genau das, was mich fesselte. Die psychische Herausforderung, seine Engsten drei Jahre lang nicht zu sehen, weil man zum f-u-c-k-i-n-g Mars fliegt. Der Horror, drei Jahre lang keinen Sex zu haben, keine Knödel zu essen, nicht einfach mal zum Späti gehen zu können oder in die Berge fahren. Eine von aller Welt beobachtete Achtsamkeits-Höchstleistung, die doch jedem Menschen zu viel werden muss. Oder?

Während viele Netflix-Serien nach Folge zwei inhaltlich und joke-technisch ausfransen, machen zehn Episoden bei „Away“ absolut Sinn. Schließlich dauert es ja eine Weile, bis man bei seinem Ziel angekommen ist.

Obwohl ich zugeben muss, dass auch mich die vielen „Ich liebe dich“ Voice-Messages irgendwann nervten, wollte ich in diesem Artikel eigentlich auf etwas ganz anderes eingehen. Nämlich: Inklusion und Diversität, die selbstverständlich beim Schreiben der Serie mitgedacht wurde.

Disclaimer: Als able-bodied Person kann ich natürlich nur meine kulturwissenschaftliche Sicht auf die Narrative widergeben, die ich gesehen habe und nicht für Menschen mit Behinderung sprechen.

Wo soll ich anfangen?

# Cassie

Cassie ist eine junge Frau mit Trisomie 21 – und dieser Fakt interessiert: niemanden. Es gibt keine mitleidigen Blicke, keine Beleidigungen oder Ausgrenzung. Stattdessen wird Cassie von ihrem Umfeld freundlich behandelt und im Schulalltag mitgenommen. So, wie es auch sein sollte (aber oft eben leider nicht ist).

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